Zum Inhalt [I]
Zur Navigation [N]
Kontakt [C] Aktuelles [2] Suchfunktion [4]
Portrait Irmgard_für Meldungen.jpgFoto: privat

pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Wort zum Martinstag: Gewaltfreiheit? Aber ja doch!

12. Nov 2017

Zum Sankt-Martins-Tag veröffentlichte das Schwäbische Tagblatt ein "Wort zum Sonntag" von Irmgard Deifel, Vorstandsmitglied von pax christi Rottenburg-Stuttgart.

Das "Wort zum Sonntag" im Wortlaut:

Der 11. November, der "Martinstag", ist dem Hl. Martin von Tours (316-397) gewidmet. An diesem Tag, so auch heute wieder, gibt es vielerorts die vor allem bei Kindern beliebten Laternenumzüge durch die jetzt schon dunklen Straßen am späten Nachmittag. Oft wird dabei auch die bekannte Szene nachgespielt, in welcher Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Weithin bekannt ist auch, dass in der Nacht darauf ihm Christus in der Gestalt eines Bettlers erscheint.

Weniger bekannt hingegen ist vermutlich, dass diese Episode der Wendepunkt in seinem Leben war. Martin lässt sich taufen und quittiert seinen Militärdienst im römischen Heer, dem er bis dahin als Offizier gedient hatte. Er verstand sich fortan als Soldat Christi, dem es nun nicht mehr erlaubt war, mit der Waffe zu kämpfen und brachte sich damit in große Gefahr.

Mit seiner Kriegsdienstverweigerung folgte Martin der Praxis der Gewaltlosigkeit Jesu, wie sie für die frühe Kirche bis zur Konstantinischen Wende (313), in der das Christentum Staatsreligion wurde, maßgebend war. Die frühe Kirche hatte sich die Gewaltlosigkeit Jesu konsequent zum Mittelpunkt der Kirche und ihrer individuellen Nachfolge gemacht.

Ab der Zeit Kaiser Konstantins entwickelte sich die Tradition bzw. Lehre vom "gerechten Krieg". Sie wurde vorherrschend, als die Christen Zugang zur Macht in Regierung und Politik erhielten.

Inzwischen hat in beiden Kirchen wieder eine zunehmende Rückbesinnung auf die biblische Gewaltfreiheit, wie sie Jesus verkündet und auch vorgelebt hat, stattgefunden. Gewaltfreiheit soll wieder einen zentralen Stellenwert erhalten, die Lehre vom gerechten Krieg überwunden und gewaltfreie Praktiken zum Schutz von bedrohten Menschen gefordert werden.

Aber ist Gewaltlosigkeit nicht naiv? Wie soll sie gegen Gewalt ankommen? Ausführliche Studien belegen das Gegenteil: in den politischen Konflikten der letzten 100 Jahre waren gewaltfreie Aktionen bei zwei Drittel davon erfolgreich und nur in einem Drittel geschah dies durch kriegerischen Einsatz. Denn Gewaltlosigkeit wird oft missverstanden. Sie darf nicht gleichgesetzt werden mit Passivität. Es ist kein bloßes Hinnehmen anderer Gewalt, sondern der aktive Einsatz für Verständigung und Frieden. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Vielleicht schon morgen, beim Beginn der Ökumenischen FriedensDekade und deren Motto "Streit!".

Irmgard Deifel